Donnerstag, 18. Februar 2010

Predigt im Neujahrsgottesdienst in der Frauenkirche Dresden

von Margot Käßmann

„Euer Herz erschrecke nicht – glaubt an Gott und glaubt an mich“ – so lautet die Losung, die uns für das neue Jahr 2010 mit auf den Weg gegeben ist. Das ist eine wunderbare Zusage an einem ersten Januar. Denn wir stehen ja am Beginn eines neuen Jahres meist in einer Spannung zwischen der Hoffnung, dass alles gut wird, und den Ängsten, dass Schweres auf uns zukommen könnte.

Die Jahreslosung für 2010 ist zuallererst eine Ermutigung: nicht erschrecken! Habt keine Angst! Mit Gottvertrauen sollen wir in das neue Jahr gehen: Glaubt an Gott und glaubt an mich.

Hört sich das nicht etwas naiv an, diese Antwort auf das Erschrecken: glaubt an Gott? Das klingt so einfach. Mich erinnert das an einen Satz, den ich auf vielen Karten gelesen habe, die ich letzte Weihnachten erhielt: „Alles wird gut!“ Das ist offenbar eine ganze Serie - herausgegeben von einer Fernsehmoderatorin. „Alles wird gut!“ Ist das die christliche Botschaft, die uns die Jahreslosung mitgibt, habe ich mich gefragt. Eine Hoffnung ist das schon. Alles soll gut werden! Ein neues Jahr beginnt. Da wünschen sich viele Menschen, dass die Sorgen unserer Welt irgendwie aufgehoben sein könnten.

Und diese Hoffnung packt zum Jahreswechsel auf wundersame Weise unsere ganze Gesellschaft, so verschieden wir auch sonst sind. Der Briefträger ruft mir zu: „Frohe Neues!“ Die junge Frau an der Kasse sagt: „Guten Rutsch auch!“ Die Mitarbeiterin verabschiedet sich fröhlich: „Auf eine Neues nächstes Jahr“. Neu. Vorfreude. Neugier auch. Der Neubeginn als Chance. Wir dürfen gespannt sein, was kommt. Voller Hoffnung und Erwartung. Alles ist gut. Oder wie Xavier Naidoo in seinem neuen Lied singt: „Alles kann besser werden!“ Das ist ein schönes Gefühl. Und das dürfen wir auch zulassen.

Aber – ja, auf dieses Aber haben Sie sicher schon gewartet. Denn leider ist eben nicht alles gut. Wir haben allen Grund, zu erschrecken. Damit ist nicht ein lustiger Spaß nach dem Motto: huch, da habe ich mich erschrocken gemeint! Kein Halloweenunfug oder Horrorfilm oder Scherz. Nein, es geht hier um echtes Erschrecken, tiefe Erschütterung, Lebensangst in einer existentiellen Dimension.
Wenn unser Herz so erschrickt, dann ist unser Leben zutiefst berührt. Unser Herz, das ist in der Bibel der Ort, an dem der Mensch nichts verbergen kann. Da kommen Fühlen und Denken zusammen, unsere ganze Existenz ist im Spiel, wenn es um das Herz geht. Da geht es um die elementaren Fragen unseres: Wer bin ich überhaupt? Macht mein Leben Sinn? Wo will ich hin? Wie will ich diese Situation bewältigen? Mein Gott, ich weiß nicht weiter!

Erschrecken - weil ich erkenne, dass es keine Perspektive gibt für mein Leben. Ich werde nicht mithalten können beruflich, in der Schule, im Leistungssport. Erschrecken - meine Ehe wankt, ich befinde mich in einem Hamsterrad, So geht es nicht weiter. Erschrecken - ich habe Schuld auf mich geladen. Das kann ich nicht wieder gut machen, da gibt es keinen Weg zurück. Erschrecken - ich bin krank, ich werde sterben. Das muss ich begreifen: mein Leben ist endlich.

Liebe Gemeinde, wenn wir so von tiefstem Herzen erschrecken, dann steht unser ganzes Leben auf dem Prüfstand. Allzu oft weichen wir davor lieber aus. Der Jugendliche hängt vor dem Computer ab, die alte Dame schaut Fernsehen, der Geschäftsmann betrinkt sich, die Familienmutter geht einkaufen. Klischees, ja, ich weiß. Aber sie stehen für Fluchtmanöver, die das Erschrecken verdrängen sollen.

Sich selbst konfrontieren mit den großen Fragen des Lebens, mit dem was mein Leben in Frage stellt, das braucht Mut und Vertrauen. Gottvertrauen, wie Jesus es meint mit dieser Aufforderung: Glaubt an Gott und glaubt an mich. Vertraut euch an! Ihr könnt nie tiefer fallen als in Gottes Hand. Und Gott weiß etwas vom Leben, weil er eben nicht in fernen Himmelswelten blieb, sondern mitten unter uns war, auch Leid, Sterben und Tod kennt. An ihn glauben heißt, die Spannungen unseres Lebens auch im neuen Jahr nicht ausblenden, sondern mutig aus Gottes Hand nehmen, was kommt und unser Leben verantwortlich gestalten so gut wir es vermögen. Wenn wir beten, nehmen wir diese
Haltung an: Vertrauen wagen und Mut erbitten.

Im Altarbild von Johann Christian Feige sehen wir in dieser wunderbaren Kirche, wie die Bewegung des betenden Christus von einem Engel aufgenommen wird. Bei dem Engel mag der Künstler an das Lukasevangelium gedacht haben: „Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn“, heißt es dort. Seine Geste hat etwas Segnendes, aber auch etwas Wegweisendes. Darauf hoffen wir am Beginn eines neuen Jahres, auf Segen und auf Wegweisung. Betend wie Christus wünschen wir uns gehalten und getragen zu sein durch die Höhen und Tiefen, die da kommen mögen, auch dann, wenn wir erschrecken. Im Gebet erfahren wir die Ermutigung, uns einzubringen in diese Welt.

Unter dem Hinweis auf diesen Engel bestärkte der Dresdner Oberhofprediger Philipp Jacob Spener seine Predigthörer mit den Worten: „Mangelts an Menschen, und sehen wir um uns keinen Halt, so solle uns vom Himmel ein Engel trösten, das ist, Gott wird uns so unvermutet Trost lassen zukommen, als ob er einen Engel vom Himmel sendete: entweder von innen selber in unsern Seelen ... oder dass er andere zu uns schicket, die unser Engel werden."

Nein, noch nicht vollkommen Gottes Reich, in dem alle Tränen abgewischt sein werden, aber wir können einander zu Engeln werden, zu Boten Gottes. Gott lässt sich nicht greifen, nicht auf eine Festplatte speichern, nicht einsperren, auch nicht in Kirchen. Aber Gott lässt sich erfahren in unserem Leben wo wir Trost finden, begleitet und getragen werden, Umkehr möglich machen, Vertrauen erfahren. „Euer Herz erschrecke nicht“ – das aber ist sozusagen die Visitenkarte Gottes. Wir dürfen darauf vertrauen: Gott will uns begleiten auf allen unseren Wegen - Gottes Engel weichen nie. Es gibt einen Kontrast zwischen Gottes Zusage und unserem unfertigen, unvollkommenen Leben. Das ist offensichtlich. Da ist eine Verheißung spürbar, aber die Realität ist knallhart…

Denn Erschrecken gibt es ja nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch mit Blick auf unsere Welt.

Nichts ist gut in Sachen Klima, wenn weiter die Gesinnung vorherrscht: Nach uns die Sintflut! Da ist Erschrecken angesagt und Mut zum Handeln, gerade nach dem Klimagipfel in Kopenhagen.

Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen. Vor gut zwanzig Jahren haben viele Menschen die Kerzen und Gebete auch hier in Dresden belächelt…

Nein, es ist nicht alles gut, wenn so viele Kinder arm sind im eigenen Land. Diese Kinderarmut versteckt sich oft ganz still im Hintergrund. Da erzählt mir eine Mutter, dass die Klasse ihres 15-jährigen Sohnes eine Reise ins Ausland geplant habe. Sie konnte das erforderliche Geld nicht aufbringen. Die Klasse wollte ihn unbedingt dabeihaben und gemeinsam haben sie das notwendige Geld aufgetrieben. Aber der Sohn wollte nicht mitfahren, weil er sich zu sehr geschämt hat, dass andere für ihn bezahlen. Selbst als der Lehrer anrief, ließ sich ihr Sohn nicht umstimmen. Er blieb als Einziger zuhause.

Nichts ist gut, Erschrecken ist angesagt, wenn es in einer Gemeinschaft so schwer, so beschämend ist, Hilfe anzunehmen bei Jungen und Alten, bei Armen, Kranken und Behinderten. Da braucht es einen tatkräftigen Glauben, der für die Würde jedes Menschen eintritt.

Es ist nicht gut, nein, es ist entsetzlich traurig, wenn ein Spitzensportler Angst hat, seine Depression offiziell behandeln zu lassen. Aber machen wir uns nichts vor: Wenn seine Krankheit öffentlich bekannt geworden wäre, hätte er kaum weiter Nationaltorwart bleiben können. Dass sein Tod so viele Menschen berührt hat liegt wohl auch daran, dass Robert Enke stellvertretend für die Ängste vieler steht. Sie wurden an die Abgründe der eigenen Angst erinnert. Der Angst nämlich, nicht mehr mitzuhalten und nicht mehr eine Fassade von Größe, Schönheit und Stärke aufrechtzuerhalten.

Nichts ist gut, wir erschrecken, wenn wir erkennen, wie bei uns eine solche Atmosphäre der Gnadenlosigkeit herrscht und alle immer stark sein müssen – wie unmenschlich! Da haben wir Zeugnis zu geben von der Nächstenliebe, die unserem Glauben entspringt.

Nein, es ist nicht alles gut. Aber trotzdem müssen wir nicht deprimiert oder mit gesenktem Haupt ins neue Jahr gehen. „Seht auf und erhebt eure Häupter“ heißt es in der Bibel. Aber ja doch! Wir glauben an den auferstandenen Christus und nicht an einen Toten. Wir haben Hoffnung für diese Welt und über diese Welt hinaus. Deshalb können wir die Spannung aushalten zwischen Erschrecken und Gottvertrauen, zwischen Ängsten und Mut zur Weltverbesserung. Wir können fröhlich feiern, ohne Fassaden. Denn unser Glaube blendet Leid und Kummer in der Welt nicht aus! Das ist für mich entscheidend. Schon im Stall von Bethlehem war wahrhaftig nicht alles gut. Jesus wurde in Armut geboren. Der Vater ahnt, dass eine Flucht bevor steht, die junge Mutter ist allein in der Fremde. Aber Christinnen und Christen glauben, dass in dem Kind in der Krippe Gott selbst Mensch wurde - mit Windeln und Wickeln, mit Haut und Haaren, mit Freud und Leid.

Gott ist kein einsamer Himmelsherrscher, sondern mitten unter uns wie ein Freund oder eine Schwester, wie ein Mensch, der etwas weiß von den Höhen und Tiefen des Lebens, von Liebe und Glück, aber auch von Ängsten und Sorgen. Dieser Glaube führt gewiss nicht dazu, dass alle Mühen und Ängste, aller Schrecken und alle Fragen unserer Welt aufgehoben sind. Als Christen sind wir eben gerade nicht weltfremd oder weltentrückt! Aber wir glauben, dass die Lebenszusage Gottes diese Welt mit ihren vielen Sorgen verwandeln kann. Sie ermutigt uns, gegen das Erschrecken anzutreten in dieser Welt. Indem wir den einsamen alten Nachbarn besuchen, dem Jungen die Scham nehmen und offen darüber sprechen, was Armut bedeutet. Indem wir gegen Feindbilder antreten. Oder einen nachhaltigen Lebensstil praktizieren. Viele kleine Schritte sind möglich jeden Tag. So gewinnt nicht das Erschrecken Oberhand, sondern Gottvertrauen.

Ja, wir alle würden gern ganz persönlich und für diese ganze Welt erfahren, dass das Leben heil werden kann. Danach hört sich die Botschaft doch an: "Euer Herz erschrecke nicht". Jesus Christus will Heiland für uns sein. Die Realität aber ist: der Alltag. Und die Erfahrung: Vieles gelingt, vieles scheitert. Die Welt bleibt unerlöst, es wird nicht alles heil. Gott setzt die bessere Welt nicht mit Gewalt und Waffen durch. Wir hoffen weiterhin auf Gottes Zukunft, so sehr wir hier und jetzt Zeichen von Gerechtigkeit und Frieden setzen wollen. Vielleicht wenigstens besser.

Das wissen wir doch alle: Es gibt kein perfektes oder makelloses Leben. Brüche in unserem Leben kennen wir alle. Deshalb ist es wichtig, einmal still zu werden, zur Ruhe zu kommen. Schön, wenn eine Gesellschaft das zumindest zur Jahreswende noch kann.

Wolfgang Dietrich schreibt:
Es ist ein Gesang in der Welt. Horcht doch!
Selbst die Sterne lauschen herab.
Der Gesang singt zum Leben.
Er nimmt sich Flügel und fliegt bis zum äußersten Ende der Erde.
Da heben die Trostlosen ihr Haupt.
Elende werden heimisch.
Waisen tragen königliche Kronen.
Und selbst aus verdorrten Bäumen weckt der Gesang unverwelkliche Blätter.
Als die Entwurzelten und wir wurzeln uns ein.
Als die Verdorrenden und wir treiben das Blatt.
Als die Saftlosen und wir bringen die Frucht.
Als die Umherirrenden und uns grüßt der Stern.“

Hören wir also! Gehen wir unseren Weg von Gottvertrauen getragen. Auch da, wo wir trostlos oder verdorrt sind, können wir Wurzeln treiben und Frucht bringen. Denn unser Leben steht unter der Zusage: „Euer Herz erschrecke nicht!“ Oder auch: "Gottes Engel weichen nie" - das feiern wir, das leben wir, davon singen wir, darauf vertrauen wir auch am Beginn eines neuen Jahres. Das ist eine ganz eigene Melodie für unser Leben, die wir hören und unsere Hoffnung, auf die wir bauen.

Schön, wenn wir glücklich sind. Dann können wir dankbar sein. Aber wir wissen, wie verletzbar unser Glück ist, unsere Beziehungen sind, dafür sind wir am Beginn eines neuen Jahres besonders sensibel. Da kann es Veränderungen geben, Krankheit, Scheitern und Sterben. „Alles wird gut“ ist viel zu banal. Als Christinnen und Christen sagen wir stattdessen: Erschrecken wir nicht! Alles ist aufgehoben bei Gott. Ich kann darauf vertrauen, Gott begleitet mich in den Höhen und Tiefen meines Lebens. Ob ich allein bin oder in Gemeinschaft, fröhlich oder sorgenvoll, erfolgreich oder gescheitert, in ruhiger Bahn oder an einem Wendepunkt. Ich darf mich anvertrauen! Und ich darf mich ermutigt wissen, selbst zu handeln, meinen Teil beizutragen, damit das Erschrecken geringer wird in dieser Welt. Wenn viele Menschen viele kleine Schritte gehen, kann sich das Gesicht der Erde verwandeln…

Lasst uns also mit Gottvertrauen und Mut in dieses neue Jahr gehen. Unser Herz muss nicht erschrecken, wir sind gehalten und wir können halten, wir sind ermutigt und können andere ermutigen, wir sind durch den Glauben veränderte Menschen und können etwas verändern, damit andere nicht länger erschrecken müssen.
Das hören und annehmen können, bedeutet, gesegnet sein. Dankbar, froh, aber eben auch gehalten, getragen in den Zeiten von Fragen, Auseinandersetzung und innerer Unruhe.

So wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Neues Jahr. Amen.
Mit freundlicher Genehmigung der Evangelischen Kirche Deutschlands (www.ekd.de

Mittwoch, 20. Januar 2010

Sie glauben, das bisschen Alkohol kann doch nicht schädlich sein?

Falsch !
Richtig: Der Konsum alkoholischer Getränke ist grundsätzlich mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von akuten und chronischen (psychischen und somatischen) Erkrankungen und sozialen Problemen verbunden. Die risikoarme Schwellendosis im Umgang mit Alkohol liegt für einen Mann bei 24 g Alkohol pro Tag und bei einer Frau bei 12 g Alkohol pro Tag. Diese Grenzwerte gelten für gesunde Menschen ohne zusätzliches genetisches oder erworbenes Risiko. Darüber hinaus sollte diese risikoarme Trinkmenge nicht jeden Tag getrunken werden. Zu Ihrer Information: 12 bzw. 24 g Alkohol entsprechen etwa 0,3 bzw. 0,6 l Bier oder 0,15 bzw. 0,3 l Wein mit einem durchschnittlichen Alkoholgehalt. (Wissenschaftliches Kuratorium der DHS; International Agency for Research on Cancer)

Sie glauben, Tabak hat etwas mit Krebs zu tun, aber doch nicht Alkohol?
Falsch !

Richtig: Alkohol erhöht das Risiko an Krebs zu erkranken. Im Februar 2007 bewerteten Experten im Auftrag der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) den Einfluss von Alkohol auf das Krebsrisiko neu. Sie kamen zu dem Schluss, dass Alkohol und Krebsrisiko eindeutig verknüpft sind.
Die Experten rechneten Alkoholkonsum sogar zu den weltweiten "Top Ten" der Krebsrisikofaktoren. Das wichtigste und giftigste Zwischenprodukt der Verstoffwechselung von Alkohol ist Acetaldehyd, welches in der Forschung als Krebs auslösend (karzinogen) beschrieben wird. Besonders häufig sind durch Alkohol verursachte Tumore im oberen Verdauungstrakt (Speiseröhre, Mundhöhle und
Rachenraum), an der Leber und im Dickdarm/Enddarm sowie bei Frauen in der Brust. Über eine chronische Entzündung und Verfettung der Leber kann Alkohol zu einer so genannten Schrumpfleber führen, die wiederum ein hohes Krebsrisiko darstellt: Frauen, die täglich etwa 20 Gramm Alkohol – ca. ein Viertel Wein oder 0,5 l Bier – trinken, haben ein um das sechsfach erhöhte Risiko, an dieser auch als Zirrhose bezeichneten Leberschädigung zu erkranken. Bei Männern liegt die Grenze bei täglich
etwa 40 Gramm. In den Industrienationen werden die meisten Leberkrebsfälle durch diese Spätfolge chronischen Alkoholkonsums ausgelöst. Auch das Risiko für Brustkrebs bei Frauen erhöht sich bei Alkoholkonsum in Abhängigkeit von der Dosis in allen Altersgruppen. (Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg, Krebsinformationsdienst; H.K. Seitz & F. Stickel [2007], Molecularmechanisms of alcohol-mediated carcinogenesis, Nature Reviews Cancer 7, 599-612; P. Anderson &
B. Baumberg [2006] Alcohol in Europe)

Sie glauben, striktere Gesetze in Bezug auf Alkohol bringen nichts, - das sieht
man doch in Norwegen und Schweden?


Falsch !
Richtig:
Norwegen und Schweden sind für eine strikte Alkoholpolitik bekannt. Als Beleg für das Scheitern dieser Politik werden gerne die zahllosen Betrunkenen auf den Fähren zwischen Skandinavien und Deutschland angeführt. Dieses Beispiel ist ungefähr so aussagekräftig, als würde man den Alkoholkonsum in Deutschland anhand des Konsums in und um Bahnhöfen herum oder während eines Volksfestes bewerten. Richtig ist dagegen, dass Norwegen und Schweden in Europa zu den Ländern mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Konsum von Alkohol gehören, nämlich 4,4 l und 4,9 l pro Kopf reinen Alkohols gegenüber 10,2 l pro Kopf in Deutschland (Zahl für 2003, DHS). Dies gilt selbst dann, wenn geschmuggelter und illegal gebrannter Schnaps mit einbezogen wird. Auch der Konsum von Spirituosen ist mit 2,9 bzw. 2,5 l pro Kopf (Zahl für 2005, BSI) deutlich niedriger als z. B. in Deutschland mit 5,7 l pro Kopf (Zahl für 2005, BSI). (P. Anderson & B. Baumberg [2006] Alcohol in Europe; DHS Jahrbuch Sucht 2007, Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und – Importeuere e.V. Daten aus der Alkoholwirtschaft 2007)

Sie glauben, der Preis für Alkoholika hat keinen Einfluss auf Ihren
Alkoholkonsum?

Falsch !
Richtig:
Keine andere alkoholpolitische Maßnahme ist so intensiv beforscht worden wie die Auswirkung von Preisänderungen bei Alkoholika, z.B. durch höhere oder niedrigere Steuern, auf den Alkoholkonsum. Wenn alkoholische Getränke teuerer werden, sinkt der durchschnittliche Pro-Kopf Konsum von Alkohol, fällt der Preis steigt der Verbrauch an. Das gilt auch für Deutschland. Einen besonders großen Einfluss haben Preiserhöhungen auf den Alkoholkonsum von Jugendlichen und von starken Trinkern (Chaloupka, Grossmann und Saffer 2002. The effects of price on alcohol consumption and alcohol-related problems. Alcohol Research and Health. 26, 22-24; P. Anderson & B. Baumberg [2006] Alcohol in Europe; Institute of Alcohol Studies, Fact Sheet „Alcohol: Tax, Price and Public Health).

Sie glauben, in Finnland und Polen wird mehr Alkohol getrunken als in
Deutschland?

Falsch !
Richtig:
In Finnland und Polen wird weniger Alkohol getrunken als in Deutschland, nämlich 7,9 l reiner Alkohol pro Kopf (Finnland) bzw. 6,7 l (Polen) gegenüber 10,2 l in Deutschland. Dies Verhältnis gilt auch, wenn man geschmuggelten Alkohol und illegal gebrannten Schnaps mitzählt. (Jahrbuch Sucht 2007, DHS; P. Anderson & B. Baumberg [2006], Alcohol in Europe)

Sie glauben, Spanien ist ein Land der Weintrinker?

Falsch !
Richtig:
In Spanien wird der konsumierte Alkohol mehr in Form von Bier getrunken als in Form von Wein. Die Trinkgewohnheiten in Nord- und Südeuropa gleichen sich immer mehr an. (Preferences for Alcoholic Drinks in Europe, 2002, WHO Health for All Database)

Sie glauben, Alkohol ist ein Kulturgut?

Falsch !
Richtig:
Alkohol und Alkoholkonsum haben nicht generell mit Kultur, aber viel mit Unkultur zu tun. Weinanbau und Alkoholkonsum haben zwar eine lange Tradition in Europa, von „Kultur“ kann man aber nur sprechen, wenn Alkohol in sehr geringen Mengen und zu bestimmten Zeiten und Orten getrunken bzw. gar nicht getrunken würde. Alkoholbedingte Verkehrstote und -verletzte, verprügelte Frauen und Kinder sowie Suizide von Jugendlichen sind die Kehrseiten der Medaille „Kulturgut“, die die Gesellschaft nur ungern wahrhaben möchte:
In Deutschland geschehen jährlich über 50.000 Verkehrsunfälle, bei denen Alkohol im Spiel ist. Bei über 22.000 davon kommt es zu Personenschäden. Im Jahr 2005 starben bei diesen Unfällen 603 Menschen und 27.833 wurden verletzt. Alkoholunfälle mit Personenschaden haben eine überdurchschnittliche Schwere: während bei allen Unfällen mit Personenschaden im Jahr 2005 auf 1.000 Unfälle 16 Getötete und 229 Schwerverletzte kamen, so waren es bei den Alkoholunfällen mit Personenschaden 27 Getötete und 364 Schwerverletzte je 1.000 Unfälle (Statistisches Bundesamt
[2006]. Verkehr – Alkoholunfälle im Straßenverkehr).
Alkohol kommt auch Bedeutung zu im Rahmen von interpersoneller Gewalt. Es besteht eine starke Verknüpfung zwischen Alkholkonsum und dem individuellen Risiko Gewalttäter oder Gewaltopfer zu werden. Auf diese Verbindung machte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon 2002 mit ihrem Weltbericht über Gewalt und Gesundheit aufmerksam.
Bei häuslicher Gewalt sind die Täter überwiegend männlich und die Opfer weiblich. Kinder und Jugendliche sind von Gewalt im familiären Bereich ebenfalls betroffen, direkt oder indirekt, wenn sie Gewaltszenen miterleben. Alkoholkonsum ist nicht so sehr der Grund für Gewalttätigkeit, sondern wirkt eher als Auslöser für oder „Beschleuniger“ von Gewalt. Alkoholkonsum und Gewaltausübung wirken gegenseitig als Katalysator: Um die Gewalt des Partners besser ertragen zu können, beginnen
einige Frauen selbst zu trinken und werden so wiederum leichter Zielscheibe für Gewalt. Fast jede dritte Gewalttat in Deutschland wird unter Alkoholeinfluss begangen. Alkoholkonsum wirkt direkt auf die körperlichen und geistigen Funktionen des Menschen. Aufgrund reduzierter Selbstkontrolle reagieren Alkoholtrinkende in Konfrontationen eher gewalttätig als Menschen, die keinen Alkohol getrunken haben. Die verminderte Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten, führt bei Alkoholtrinkenden dazu, Warnsignale für potenzielle Gewaltsituationen nicht wahrzunehmen und lässt sie ein leichteres Ziel für Täter werden. (WHO [2002]. World Report on Violence and Health; BMFSF[2004]. Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen; Polizeiliche Kriminalstatistik, Berichtsjahr 2004)
Zwischen Alkoholkonsum und Suizid bzw. Suizidversuchen besteht ein enger Zusammenhang. Vor allem bei starken Trinkern und bei jugendlichen Alkoholkonsumenten ist das Risiko für suizidales Verhalten erhöht, besonders wenn sie unter psychischen Problemen wie Depressionen leiden.
Annähernd 7% der Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit sterben durch Suizid. Die
Selbstmordraten steigen mit erhöhtem Pro-Kopf-Konsum und sind tendenziell dort höher, wo die Trinkkultur durch risikoreiche Trinkmuster im Zusammenhang mit interpersoneller Gewalt charakterisiert ist (Interpersonal Violence and Alcohol Policy, WHO Fact Sheet; A. Fleischmann et al. Completed Suicide and Psychiatric Diagnoses in Young People: A Critical Examination of the Evidence. American Journal of Orthopsychiatry, 2005, Vol. 75, No. 4, 676–683)

(Artikel von Gabriele Bartsch, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.)

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Berliner Kampagne gegen Hartz IV

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der (nicht nur) Berliner JobCenter!
Seit Einführung von Hartz IV waren wir immer wieder entsetzt oder wütend darüber, was Erwerbslose in den JobCentern erleben. Nach und nach haben wir mehr darüber erfahren, wie schwierig Ihre Arbeitsbedingungen sind: Unzureichende Einarbeitung und Weiterbildung – gerade für die vielen befristet Beschäftigten –, immer wieder Ärger mit der fehlerhaften Software, die ständige Konfrontation mit frustrierten Erwerbslosen, der dauernde Druck von oben, Erwerbslose in Maßnahmen zu pressen und sogar Pflichtleistungen einzusparen. Mehr noch: Sie werden in einen permanenten statistischen Vergleich gestellt mit KollegInnen, mit anderen JobCentern, mit anderen Regionen. Das erzeugt Konkurrenz, Arbeitsdruck und Mißtrauen untereinander.
Ähnliches erleben die Mitarbeiter in den Arbeitsagenturen an-derer EU-Länder. Fabienne Brutus, Arbeitsvermittlerin in Frankreich, will nicht mehr schweigen über den Alltag in ihrer Behörde: Sie schrieb ein Buch über die Leiden der Arbeitsu-chenden wie auch der Berater. Sie – und in der Folge mehr und mehr KollegInnen – wollen nicht mehr mitspielen und haben öffentlich erklärt:
„Unsere Aufgabe ist es vor allem, den Arbeitsuchenden zu helfen, eine Beschäftigung zu finden und das erwarten die Arbeitsuchenden von uns. Aber es gibt keine Arbeit für alle. Die Zunahme von Gesprä-chen, die ständigen Aufforderungen zum Besuch der Agentur werden keine Arbeit schaffen, sondern erhöhen nur das Risiko für die Arbeitsuchenden, gezwungen, schikaniert und abgestraft zu werden. (…) Wir weigern uns, falsche Zahlen, unlautere Angebote und leere Unter-haltungen zu produzieren und wir werden unsere beruflichen Praktiken dazu einsetzen, den Nutzern unserer Dienste zu helfen im vollen Respekt ihrer bürgerlichen Rechte.“
(Quelle: www.bj-89.de/isg/index.php?action=fabienne)
Wir wissen, dass es auch hier unter den JobCenter-MitarbeiterInnen eine große Unzufriedenheit gibt. Wir glauben sogar, auf Ihrer und unserer Seite gibt es ähnliche Interessen und Vorstellungen: Zum Beispiel, dass wir eine anders ausgerichtete Arbeitsmarktpolitik brauchen als die praktizierte, dass Aus- und Weiterbildung wieder stärker möglich sein müssen statt perspektivloser Maßnahmen und Unzufriedenheit auf beiden Sei-ten.
Wie wäre es, wenn wir über diese Dinge ins Gespräch kommen könnten?
Wir würden uns sehr freuen, wenn die eine oder der andere mit uns Kontakt aufnimmt – wenn Sie möchten, selbstverständlich unter Wahrung Ihrer Anonymität.
Sie erreichen uns per E-mail unter kontaktBK@web.de und telefonisch unter (030) 25 32 70 12.
Eine weitere Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen, bietet der Workshop „Fabienne gesucht“ am Sonntag, den 22.06.2008 um 14:15 Uhr im Haus der Demokratie (Greifswalder Str. 4 / Prenzlauerberg), der im Rahmen des „Visions of Labor Ratschlag“ stattfindet und zu dem alle Interes-sierten herzlich eingeladen sind.
Die Berliner Kampagne gegen Hartz IV gibt es seit Mai 2004. Sie ist seit Veröffentlichung des Konzepts „Ein-Euro-‚Jobs’ ersetzen!“ bundesweit bekannt.

www.hartzkampagne.de

Mittwoch, 30. September 2009

Der Welt - Geldbetrug , Weltfinanz und die Hintergründe !


Der weitreichendste Wirtschaftsskandal aller Zeiten
Der größte und weitreichendste Wirtschaftsskandal unserer Tage findet zurzeit durch die Manipulationen an den Geld- und Währungssystemen statt. Der Geldbetrug hat erstmalig eine globale Dimension, weil er sich weltumspannend abspielt, von keiner nationalen Regierung deshalb mehr kontrolliert, gestoppt oder verhindert werden kann, und weil er sogar nach den veralteten nationalen Gesetzen formell legal stattfindet. Sicher ist aber, dass der Geldbetrug wie jeder andere Betrug auch nicht langfristig zur Bereicherung der Täter durch Entreicherung der Opfer führen kann, weil kein freies Geldsystem auf Dauer missbraucht werden kann.
Nach der Finanztheorie ist Geld ein legalisiertes Tauschmittel, welches auch zur Wertaufbewahrung dienen soll. Die Ausgabe von Geld war deshalb früher staatliches Privileg (Münzhoheit). Die als Geld umlaufenden Gold-, Silber- und Kupfermünzen hatten staatliche Prägung. Der Staat garantierte also die Reinheit des Metalls und das Gewicht der Münzen, so dass man nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland jederzeit wusste, wie viel jedes Geldstück wert war. So waren die Metallmünzen zugleich Tauschmittel und Dauerwert.
Der Staat musste aber, um Geld ausgeben zu können, Gold und Silber haben. Deshalb war es wichtig, dass zum Beispiel Silberbergwerke in staatlicher Hand waren (Rammelsberg bei Goslar) und auf diese Weise der Staat das Silber für zusätzliche Prägemünzen einsetzen konnte. Umgekehrt wussten die Bürger, dass der Staat nur soviel Geld ausgeben konnte, wie er über Edelmetall verfügte. Der Edelmetallvorrat war also die Basis für das in Edelmetall umlaufende Naturalgeld (Goldumlaufwährung).

Vom Realgeld zum Nominalgeld
Immer wieder haben Fürsten allerdings versucht, sich mehr Geld zu verschaffen, als sie Edelmetall hatten, indem sie den Anteil des Edelmetalls bei den Münzlegierungen verminderten («kippen und wippen»). Das Ergebnis war jeweils, dass die Kaufleute und Bürger das schlechte Geld weitergaben, das gute aber behielten, bis alle Bescheid wussten und das schlechte Geld wieder eingeschmolzen werden musste. Goldumlaufwährungen gab es noch bis zum Ersten Weltkrieg.
Jede Goldumlaufwährung hat allerdings den Nachteil, dass Gold nicht so stark vermehrbar ist, wie die Wirtschaft wächst, dass also eine gewisse deflatorische Geldknappheit stärkeres Wirtschaftswachstum behindern könnte. Deshalb gingen viele Staaten zu einer indirekten Goldwährung über: Sie hatten einen bestimmten Goldschatz und gaben auf dieser Basis staatliche Zentralbanknoten aus, die im täglichen Gebrauch leichter zu transportieren, zu zählen und auch in höheren Summen aufzubewahren waren. Ihr Wert beruhte darauf, dass man die Geldscheine jederzeit bei der Zentralbank vorlegen und in entsprechendes Gold oder Silber umtauschen konnte (Goldkernwährung). Auf diese Weise konnte der Staat sogar mehr Nominalgeld ausgeben, als er an Edelmetall verfügbar hatte, denn üblicherweise bestanden nur wenige Geldscheininhaber auf dem Umtausch ihrer Scheine in Gold. Normalerweise reichte also ein Volumen von weniger als 10% Gold für ein Währungsvolumen einer um 90% höheren Geldscheinmenge.
Das System funktionierte weltweit, weil auch Länder, die selbst keinen Goldschatz hatten, den Inhabern ihrer nationalen Geldscheine einen festen Umtauschkurs zu anderen Währungen garantierten, die ihrerseits wieder einen Goldkern hatten. Solange diese Umtauschgarantie bestand, konnten die Bürger darauf vertrauen, dass sie - wenn auch über doppelten Umtausch - die Geldschein-Nominalwerte in Münzrealwerte umtauschen konnten (Golddevisenwährung), hatten also eine zumindest indirekte Geldwertgarantie.

Vom staatlichen zum privaten Geld - Der EURO vor dem Kollaps ?
Der entscheidende Schritt weg vom Staatsgeld war 1913 die Gründung des Federal Reserve System in den USA. Obwohl nach der amerikanischen Verfassung eigentlich nur Gold und Silber gesetzliches Geld sein dürfen, hat sich ein von privaten Banken gegründetes Kartell unter Führung der beiden Großfinanzgruppen Rothschild und Rockefeller eine private Zentralbank geschaffen mit dem Recht, eigenes Geld auszugeben, welches gesetzliches Zahlungsmittel wurde und für welches anfangs noch die amerikanische Zentralregierung garantierte. In dieser privaten Bank wurden nach dem Ersten Weltkrieg die Goldreserven der Welt zusammengekauft, mit der Folge, dass viele andere Währungen ihren Goldstandard nicht mehr halten konnten und in der Deflation zusammenbrachen (erste Weltwirtschaftskrise).
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde deshalb 1944 in Bretton Woods wieder die Einführung eines neuen Golddollarstandards beschlossen. Während des Weltkrieges verlangten die USA für die Bezahlung von Rüstungsgütern Gold von den kriegführenden Nationen. Auch das Gold Deutschlands musste als Kriegsbeute abgegeben werden. So sammelten sich über 30000 Tonnen Gold der Welt allein in den USA - mehr als alle anderen zusammen hatten. Dieses Gold diente als Deckung für die Dollars. Da aber ein größerer Teil der Dollars in den Zentralbanken der Welt als Reservewährung gehalten wurde, konnten die USA mehr Dollars ausgeben als sie an Goldbasis hatten. Die Länder der Welt brauchten nämlich Dollars, um die Rohstoffe dafür zu kaufen, die nur auf Dollarbasis gehandelt wurden. Neben dem Gold wurde deshalb der Dollar immer stärker in den anderen Zentralbanken zur Hauptwährungsreserve. Die Dollarherrschaft über die Welt hatte begonnen.
1971 kündigte US-Präsident Nixon die Einlösungspflicht des Dollars in Gold (Golddollarstandard) und zugleich die Haftung des Staates für den Dollar auf. Seitdem sind die Dollarnoten weder real durch Gold noch durch Staatshaftung gedeckt, also eine freie private Währung der Federal-Reserve-Bank (FED). Der Dollar und alles andere Geld der Welt sind seitdem nicht mehr werthaltig, sondern nur noch gedrucktes, legalisiertes Zahlungspapier.
Eine durch nichts gedeckte Währung kann zwar durch Gesetz zum amtlichen Tauschmittel erzwungen werden, nicht jedoch zum Mittel der Wertaufbewahrung. Hierzu bedarf es des Vertrauens der Geldinhaber, dass sie ihr Geld langfristig wertgesichert sehen. Der langfristige Kurswert - das Vertrauen - einer freien Quantitätswährung hängt wiederum allein von der Knappheit des Geldes bzw. der Geldmenge ab. Das Problem: Während sich in den letzten 30 Jahren die Gütermenge der Welt nur vervierfachte, hat sich die Geldmenge vervierzigfacht.
Geldmengenvermehrung bedeutet nämlich immer Inflation. Und Inflation bedeutet Geldentwertung. Für dieses Problem wurden drei Lösungswege beschritten:
·         Die deutsche Finanzwissenschaft hatte schon bei der Bundesbankgründung eine staatsunabhängige neutrale «vierte Gewalt» für die Bundesbank gefordert, damit diese den politischen Pressionen zum Geldmengenmissbrauch widerstehen könne, damit der Bürger sich also auf die Werthaltigkeit des Geldes verlassen könne. Tatsächlich ist die Bundesbank gesetzlich zur Werthaltigkeit der D-Mark verpflichtet gewesen (Neutralgeldtheorem) und war weitgehend staatsunabhängig. Dies hat dazu geführt, dass die D-Mark als stabilste Währung der Welt immer mehr auch Währungsreserve und bevorzugte Wertanlage wurde.
·         Die meisten anderen Staaten haben eine «orientierte Quantitätswährung» bevorzugt. Sie verpflichteten ihre Zentralbanken, die Geldmenge an bestimmten Zielen zu orientieren, wie zum Beispiel Wachstum, Vollbeschäftigung oder anderen. Dies gab der nationalen Politik ausreichend Einflussmöglichkeiten auf die Zentralbank und auf das Geld und hat regelmäßig dazu geführt, dass der politische Missbrauch zu entsprechender Inflationierung der Währungen geführt hat. (Beispiel: Frankreich, Italien, Spanien usw.)
·         Die meisten Diktaturen der unterentwickelten Länder und das private Federal-Reserve-System dagegen bevorzugten eine «freie Quantitätswährung», also eine Währung, deren Missbrauch durch die Politik oder durch die privaten Zentralbankeigentümer nicht gesetzlich beschränkt wurde. «Freie Quantitätswährung» hat immer «Freiheit zum Missbrauch der Währung» bedeutet und nie langfristig funktioniert.
Vor allem führt ein Nebeneinander von Währungen, die teils von einer unabhängigen Staatsbank in ihrem Wert gehalten werden - wie die D-Mark - oder andererseits von abhängigen Staatsbanken oder sogar von Privatbanken nach deren jeweiligen Zwecken frei manipuliert werden, zu erheblichen Kursspannungen: Weil die Deutsche Mark durch die Bundesbank relativ wertstabil gehalten wurde, andere wichtige Währungen sich dagegen durch Geldmengenvermehrung und Inflation immer stärker wertminderten (Abwertung), versuchen die Geldwertbesitzer naturgemäß, mit ihren längerfristigen Dispositionen in harte Währungen zu gehen und weiche zu meiden.


So wurde die Deutsche Mark in Konkurrenz zum Dollar immer stärker auch Währungsreserve von Wirtschaft und Zentralbanken in der Welt. Vor allem aber wurde an der «harten» Währung deutlich, wie weich eine ständige Geldmengenvermehrung die inflationierten Privat- oder Staatswährungen gemacht hatte. Die der Geldwertstabilität verpflichtete Bundesbank wurde so zum gemeinsamen Störer im Chor der Geldmengenvermehrer und Inflationisten des Weltwährungssystems - kein Wunder, dass dieser Störer durch Abschaffung der Deutschen Mark und Einbindung in eine wieder mehr von der Politik gesteuerte, nicht mehr souveräne Europäische Zentralbank ausgeschaltet werden musste. Kohl hat dafür gesorgt, dass dies «im kleinen Kreise» entschieden wurde, dass die deutsche Bevölkerung über den Verlust ihrer werthaltigen Währung nicht abstimmen durfte («Wo kommen wir hin, wenn die Bevölkerung über so wichtige Dinge selbst entscheiden sollte?»). Die Bevölkerung hätte nie freiwillig die solide D-Mark geopfert.
Inzwischen hat also keine Währung der Welt noch irgendeine reale Wertgrundlage, hat sich das Geld der Welt von jedem zugrundeliegenden Sachwert gelöst, wird es als Papier hemmungslos neu gedruckt und durch ständige Vermehrung ständig entwertet. Dass die Leute immer noch glauben, das Geldpapier, welches sie in der Hand haben, habe einen festen Wert, liegt daran, dass durch geschickte Manipulation der Devisenkurse ein scheinbares Wertverhältnis vorgespiegelt wird. Diese Devisenkurse werden nämlich von genau den gleichen Gruppen manipuliert, die auch die Geldmengenvermehrung produzieren.
Praktisch hat inzwischen das von der US-Großfinanz gesteuerte und ihnen gehörende private Federal-Reserve-System Welt-Geldbedeutung erlangt:
·         Das FED-Privatgeld Dollar ist schon von der Geldmenge her in der Welt dominierend. Mehr als 75% aller Geldquantitäten sind Dollars.
·         Die US-Großfinanz hat auch die von ihnen kontrollierten Rohstoffmärkte gezwungen, nur in Dollars zu verkaufen. Wer sein Öl nicht gegen wertlose Dollars, sondern gegen Euro verkaufen will, wird zum Terroristen erklärt (Saddam).
·         Auch die Zentralbanken der übrigen Länder werden gezwungen, die Dollars in immer stärkerem Masse (Euro-Bank über 90%) als Währungsreserven anzunehmen. Die übrigen Währungen, wie zum Beispiel der Euro, beruhen also in ihrem Wert zu über 90% auf wertlosen, nur durch die Macht und den Willen der US-Großfinanz gehaltenen Dollar-Papieren.
·         Inzwischen wurden sogar die Nationalbanken sanft oder hart (Schweiz) gedrängt, ihre Goldvorräte gegen Dollars abzugeben oder «auszuleihen». Das Gold der Welt hat sich dadurch wiederum wie vor der ersten Weltwirtschaftskrise bei den Eigentümern des Federal-Reserve-Systems konzentriert, so dass ein neuer Goldstandard nur mit deren Willen und nach deren Diktat wieder einzuführen wäre und die FED-Eigentümer mit einer Neufestsetzung des Goldpreises (Greenspan: «Möglicherweise bis 6000 Dollar.») allein dadurch im Falle einer Währungsreform ein Jahrhundertgeschäft machen würden.

Die US-Großfinanz steuert also über die ihr gehörende FED letztlich das Geld und die Währungen der ganzen Welt. Der Dollar ist privates Geld dieser US-Großfinanz, von niemandem ausser von ihr garantiert, aber nach Kräften missbraucht, vermehrt und zum Instrument ihrer Weltherrschaft und zum Hilfsmittel für den Raub aller wichtigen Rohstoffe und Sachwerte der Welt missbraucht.
Durch ungehemmte Vermehrung des Dollars hat natürlich die ausgebende US-Großfinanz unbegrenzte liquide Mittel, mit denen sie die ganze Welt kaufen kann. Aber auch der amerikanische Staat kann durch die Dollarvermehrung mehr ausgeben, als er einnimmt (Schuldenreiterei). Missbrauch des Dollars durch Geldmengenvermehrung ist also sowohl für die herrschende US-Finanz als auch für die von ihr beherrschte US-Administration einseitiger Vorteil. Deshalb hat sich das Dollarvolumen in den letzten 10 Jahren immer schneller vermehrt. Ebenso haben sich die Schulden des amerikanischen Staates gegenüber dem Ausland drastisch vermehrt. Der US-Staat lässt sich also in immer größerem Ausmaß von der Welt Sachgüter gegen wertlose Scheinchen liefern - die moderne Form der Tribute.
Dass diese ungehemmte Dollarvermehrung nicht längst den Dollarabsturz und zur Zurückweisung des Dollars durch die Kunden geführt hat, ist kluger Regie und Erpressung zu verdanken: Die US-Großfinanz und die US-Administration zwingen seit Jahren wirtschaftlich und politisch die wichtigen Zentralbanken der Welt (Eurobank, Japan, China und andere), die bei ihnen sich für Exporterlöse oder als Kaufpreise für den Aufkauf von Sachgütern ansammelnden wertlosen Dollars zu behalten und als angeblich werthaltige Devisenreserve zu halten. Praktisch heisst das: Die Zentralbanken in China, Japan und Europa sammeln die für die Sachwertlieferungen ihrer Bürger einkommenden wertlosen Dollars in immer grösseren Beständen als angeblich werthaltige Währungsreserve an. Die Währung der Satellitenstaaten wird also und ist bereits mit immer wertloseren Dollars unterlegt - also praktisch ebenso wertlos geworden. Somit sind alle im gleichen Geldentwertungsboot: Die Urheber der Geldmengenvermehrung in New York und Washington ebenso wie die Helfer der Geldmengenvermehrung in den Zentralbanken der Satellitenstaaten.
Damit aber hat es der Schuldner USA selbst in der Hand, wie stark er durch offizielle Abwertung des Dollars schließlich seine Gläubiger entreichern - betrügen - und sich auf deren Kosten wieder entschulden will. Jede Abwertung des Dollars wird vor allem das 80% aller Dollars haltende Ausland entreichern. Dem Schuldner steht es frei, wie stark er seine Schulden abwerten und damit seine Gläubiger betrügen will. Dem Publikum wird inzwischen allerdings mit manipulierten Kursen und Kurspflege suggeriert, die missbrauchten Währungen und das hemmungslos vermehrte Geld hätten immer noch einen soliden Kurswert.
Würden die Geldbesitzer wissen, dass sie eigentlich nur Papierwert in den Händen haben, alles andere aber von den Manipulationen, den Missbräuchen, der Macht und den Zwecken der US-Großfinanz abhängt,
·         würde die Geldumlaufsgeschwindigkeit wegen Zurückweisung des Geldes stärker steigen,
·         würde eine Flucht in die Sachwerte einsetzen,
·         und damit eine dramatisch steigende bis galoppierende Inflation beginnen,
·         würde die längst geschehene Entwertung der Geldwertanlagen der Bürger (Geldpapiere, Renten, Fonds und andere) sich in einem zweiten Börsencrash auflösen und zusammenbrechen,
·         und würden ganze Branchen der Finanzindustrie und Finanzdienstleistung unter Haftungsprozessen wegen der Entwertung zusammenbrechen, so dass eine Währungsreform unvermeidlich wird.
Noch wird die Illusion des Geldwertes trotz dramatischer Entwertung durch den Zwang eines gesetzlichen Zahlungsmittels künstlich aufrechterhalten. Nutznießer dieses Systems sind nicht nur die US-Großfinanz, welche durch ihre FED immer hemmungsloser Dollarmengen in die Welt jagt, sondern auch die dieses Spiel mit betreibenden Zentralbanken, wie zum Beispiel die Eurobank, die Banque of Japan und andere. Die Vorstände dieser Banken wissen genau, wie wertlos der Dollar inzwischen ist, stützen aber immer noch die gesetzliche Illusion der Zahlungsmittelfunktion des Dollars, haben sogar aus politischen Gründen geschwiegen und die eigene Währung nahezu ausschließlich mit wertlosen Dollars in ihrer Währungsreserve unterlegt, also ihre Währung praktisch ebenso wertlos gemacht. Würde eine Währungsreform kommen, stünde zum Beispiel die Eurobank ohne Werte da. Das Gold - auch das deutsche Gold - ist mutmaßlich nur noch als bloßer schuldrechtlicher Rückgabeanspruch vorhanden, nicht mehr aber als Realgold. Es ist zumeist angeblich naturaliter an die private Federal Reserve Bank und von dieser weiter verliehen, also im Zusammenbruch nicht mehr greifbar. Das System lebt davon, dass ein Missbrauch nicht diskutiert und nicht veröffentlicht wird.
Tatsache 1: Die wichtigsten Währungen der Welt sind so hemmungslos vermehrt worden und stehen auf so tönernen Füssen, dass ihre Währungen (Dollar, Euro, Yen und andere) keine echte Wertaufbewahrungsfunktion für die Bürger mehr haben.
Tatsache 2: Auch die Tauschfunktion der Währungen wird nur durch Manipulation und Täuschung über einen angeblichen - aber nicht vorhandenen - Kurswert künstlich aufrechterhalten und ist längst nicht mehr echt.
Tatsache 3: Das Privatgeld (Dollar) der US-Großfinanz ist längst von allen Bindungen an Sachwerte (Gold) oder einer Geldmengenbindung befreit, hat also nicht nur seine Wertaufbewahrungsfunktion verloren, sondern täuscht auch die Welt nur noch durch weltweite Kursmanipulation über einen scheinbaren Tauschwert des durch hemmungslose Vermehrung entwerteten Privatgeldes. Nur durch diese Täuschung und die Macht der US-Großfinanz wird noch künstlich «Vertrauen» der Welt in den Dollar suggeriert. Wüssten die Marktteilnehmer dagegen, dass sie mit dem Nominalwert des Geldscheins nur ein wertloses Wertversprechen von Privatleuten in den Händen haben, denen längst nicht mehr zu trauen ist, die ständig ihre Macht, den Geldwert zu manipulieren, missbrauchen, so würde auch das Vertrauen in diese Privatwährung Dollar zusammenbrechen.
Mit dem Geld ist es so wie mit den Aktien. Auch die meisten Aktien sind keine Substanzwerte, sondern nur Hoffnungswerte. Wer in der großen Aktienhausse glaubte, viel gewonnen zu haben, wurde beim Aktiencrash darüber belehrt, dass die Aktie außer dem Papierwert nur noch Hoffnung trägt, diese aber leicht schwinden kann. Gewinn oder Verlust im Börsenspiel sind reine Hoffnungswerte, keine Sachwerte. Ebenso ist es mit dem Geld. Einziger Sachwert ist der Wert des Papiers. Alles andere ist Hoffnungswert im Vertrauen auf die korrupten, aber stärksten Finanzmächte der Welt.

Mit Scheingeld zu Sachwerten
Würden die Marktteilnehmer wissen, dass unser Geldsystem letztlich am Privatgeld Dollar und dieses Geld ohne jeden Wertbezug allein an den Manipulations- und Missbrauchswünschen der großen Finanzoligarchie hängt, dann würden die Menschen ihr Währungsvertrauen verlieren, ihr Geld nicht mehr als Wertaufbewahrungsmittel betrachten, sondern der laufenden Geldentwertung durch Flucht in die Sachwerte zu entgehen versuchen.
Genau dies tun die hinter der FED stehenden Täter der größten Geldvermehrung aller Zeiten: Sie kaufen mit dem immer wertloser werdenden Geld seit Jahrzehnten alle Sachwerte auf, die sie noch erwischen können: Rohstofflager, Industriekomplexe, Immobilien und jede einigermaßen intakte ausländische Kapitalgesellschaft in freundlicher oder feindlicher Übernahme zu fast jedem Preis. Und nicht nur die US-Großfinanz sammelt die Sachwerte der Welt ein, sondern auch der amerikanische Staat importiert für Fiat-Money (gedrucktes, eigentlich wertloses Geld) seit Jahren mehr Sachgüter aus der Welt, als er bezahlen kann, und verschuldet sich dafür hemmungslos im Ausland - solange die ausländischen Gläubiger noch an den Wert des Dollars glauben oder mit politischer Erpressung gezwungen werden können, die faulen Dollars in ihre Währungsreserven anzunehmen.

Mit Sachwerten zu Monopolen
Die hinter der FED stehende Großfinanz hat auf diese Weise durch gezielte Sachwertpolitik ganze Marktsegmente mit ihren faulen Dollars aufgekauft und zu Marktmonopolen bzw. -oligopolen entwickelt: Diamanten, Gold, Kupfer, Zink, Uran, Telekommunikation, Gasfaserleitungsnetze, Print- und Fernsehmedien, Nahrungsmittel (Nestlé, Coca-Cola), große Teile der Rüstungsindustrie und der Luftfahrt usw.
Zurzeit läuft ein Monopolisierungsversuch mit Hilfe der Gen-Manipulation. Genmanipulierte Tiere und Pflanzen sind selbst unfruchtbar. Wenn man also die Genmanipulation flächendeckend durchsetzen kann, müssen alle Bauern einer Firma mit einem Patentmonopol das Gen-Saatgut zu dem von ihr festgesetzten Monopolpreis abkaufen, können sie nicht mehr ihr selbst geerntetes Getreide zur Saat verwenden.
Ein anderes Monopolisierungsspiel läuft zurzeit auf dem Zuckermarkt: Die EU hat ihren Zuckermarkt durch eigene Marktordnung geregelt, um den Bauern die Rübenzuckerproduktion zu erhalten, die für viele von ihnen existenznotwendig ist. Der Rübenzucker ist aber teurer als der in den Tropen wachsende Rohrzucker des US-Kartells. Die der US-Großfinanzgruppe gehörenden Firmen Nestlé und Coca-Cola verlangen nun gemeinsam mit von ihr abhängigen Wissenschaftlern und Politikern eine «Liberalisierung des Zuckermarktes» und betreiben dies über die internationalen Gremien (GATT, Mercosur). Sobald diese Liberalisierung durchgesetzt ist, kann sich der teurere Rübenzucker gegen den billigeren Rohrzucker nicht mehr halten, bricht die europäische Zuckerproduktion endgültig zusammen und wird der Zuckermarkt - anfangs billiger, nachher aber teurer - durch das von der US-Großfinanz beherrschte Rohrzuckerkartell überschwemmt.
Mit welchen kriminellen Methoden die US-Großfinanz dabei ganze Branchen in ihre Hand bekommt, zeigt der Fall Primacom: Dieser Kabelnetzbetreiber operiert höchst lukrativ, steht aber schon länger im Visier der US-Großfinanz (Telekommunikations-Monopolisierung). Diese hat deshalb erst den Vorstand von Primacom unterwandert und dann diesem Vorstand ein Darlehen mit mehr als 30% Jahreszinsen oktroyiert, so dass die eigentlich gut operierende Firma wegen der Zinslasten in Schwierigkeiten geriet und nach Ansicht der US-Bank «jetzt billigst übernahmereif» wurde. Das Spiel geht gerade in die letzte Runde.
Ein ähnliches Spiel hat der Abgesandte der US-Großfinanz Ron Sommer mit der Deutschen Telekom versucht. Die US-Großfinanz sammelt alle Telekommunikations-Gesellschaften, um sie weltweit zu monopolisieren. Der Abgesandte Sommer hat dazu eine kleine US-Firma der Telekom zum dreißig fachen Preis (30 Mia. US-Dollar) von der US-Großfinanz gekauft, damit diese aus eigenem Vermögen der Telekom diese aufkaufen konnte. Der zweite Schritt war, die Telekom-Aktien billig zu machen, damit der US-Investor sie billig bekam. In diesem Spiel ist allerdings Ron Sommer über seine Grenzen gegangen und gescheitert. Dies wird aber die US-Großfinanz in ihren Übernahmeplanungen nur zurückwerfen, nicht hindern. Privatisierung und Aufkauf der Telecom gehen planmäßig weiter.
Ein gleiches Spiel vollzieht sich auch auf dem Welt-Energiemarkt, in Deutschland offensichtlich mit EON und RWE, wobei die US-Großfinanz bereits eigene Vertrauensleute in die für die Übernahmekandidaten entscheidenden Banken und Vorstände entsandt hat. In 20 Jahren will die US-Großfinanz auch das Wasser der Welt - nach Aussage ihres Vertreters Brzezinski - monopolisiert haben.

Mit Sachwerten zur Währungsreform
Deutet man den Fahrplan der Welt-Grossfinanz richtig, so soll die Geldmenge so lange vermehrt und entwertet werden, bis damit alle wichtigen Sachwerte der Welt aufgekauft und monopolisiert worden sind. Die Großfinanz ist klug genug zu wissen, dass ihre Geldmengenvermehrung nicht unerkannt bleibt und irgendwann das Vertrauen in den inflationierten Dollar schwindet. Ein Ausbruch der Vertrauenskrise wird die jetzt noch beherrschte, schleichende Inflation zur galoppierenden offenen Inflation machen, die zwangsläufig in eine Währungsreform einmünden muss.
Dies aber ist genau der Vorteil sowohl der Großfinanz als auch der USA:
·         Die Großfinanz hat mit den faulen Dollars vorher ausreichend Sachwerte gekauft, wird also von der Währungsreform mit ihren Sachwerten nicht mehr betroffen, hat sich rechtzeitig aus dem faulen Geld in werthaltiges Vermögen verlagert. Da sie in vielen Bereichen inzwischen Weltmonopolstellungen erreicht hat, kann sie sogar die Welt jederzeit mit Monopolpreisen zu Sonderabgaben heranziehen. Nicht mehr Steuern sind dann das Einkommen der Welt-Herrscher, sondern Monopolerträge. Niemand kann die Großfinanz hindern, die Preise für Gold, Diamanten, Kupfer, Zink, Eisenerz, Wasser, Saatgut oder Energie um 10, 20 oder 30% anzuheben und auf diese Weise die gesamte Weltbevölkerung zu Sonderabgaben heranzuziehen. Noch nie hat es eine solche Finanzmacht der Welt gegeben, noch nie war sie für die Gesamtbevölkerung der Welt so gefährlich.
·         Listigerweise hat die US-Großfinanz die faulen Dollars überwiegend ins Ausland gebracht. Mehr als Dreiviertel der gesamten Dollarbestände sind nicht mehr in den USA, sondern sind bei den Gläubigerstaaten der USA. Die USA haben sich nämlich in den vergangenen Jahren immer kräftiger gegenüber dem Ausland verschuldet. Das Ausland hat Güter geliefert (Sachwerte), dafür aber wertlose Dollars bekommen. Alle Zentralbanken sind voll mit faulen Dollars. Werden diese nun plötzlich entwertet, trifft der Schaden zu mehr als Dreiviertel die Zentralbanken, Banken, Staaten und Marktteilnehmer außerhalb der USA. Dann rächt sich, dass die Europäischen Zentralbanken ihr Gold gegen faule Dollars abgegeben und dafür immer ausschließlicher Fiat-Money als Basis (Währungsreserve) für die eigene Währung, zum Beispiel Yen oder Euro, eingesetzt haben. Bricht also die Leitwährung Dollar zusammen, werden zwangsläufig auch die Satellitenwährungen mit zusammenbrechen, deren einzige Basis ein Bestand an faulen Dollars ist. Mit anderen Worten: Die sich abzeichnende Währungsreform des Dollars zieht zwangsläufig eine Weltwährungsreform aller Währungen nach sich, für welche der faule Dollar jetzt noch Hauptwährungsreserve darstellt.
Dass aber jede pausenlose Vermehrung eines Privatgeldes - des Dollars - durch die der US-Großfinanz gehörende Federal Reserve Bank zur Aufweichung der Dollar-Währung zu immer stärkerer Inflation und schließlich zur Währungsreform führen muss, ist finanzwissenschaftliches Grundwissen und dürfte nicht einmal Greenspan und seinen Mittätern zweifelhaft sein.

Durch Währungsreform zur Weltwährung
Greenspan hat in einer Rede unvorsichtigerweise geäußert, dass «wohl bis 2007 eine grundsätzliche Dollar-Korrektur anstehe und dass man dann zweckmäßigerweise den Dollar und den Euro zum 'Euro-Dollar' einer neuen Welt-Währung vereinigen könnte». Das macht aus Sicht der US-Großfinanz Sinn, denn längstens bis 2007 sind die Dollar-Missbräuche noch durchzuhalten, bis dahin dürfte längstens das Vertrauen der Welt in diese hemmungslos vermehrte, immer wertloser gewordene und nur noch künstlich aufrechterhaltene Privatwährung der US-Großfinanz halten. Irgend etwas wird also in nächster Zeit mit dem Dollar geschehen. Würde dann der Dollar mit dem Euro zur Welteinheitswährung, würden damit für die US-Großfinanz wichtige Ziele erreicht:
Eine neue Währung bietet die Möglichkeit, die alten Währungsschulden abzuwerten und damit die Gläubiger, die noch alte Währung haben, entsprechend zu entreichern. Wenn eben ein neuer Euro-Dollar 20 alte Dollar oder 15 Euro wert ist, sind die alten Währungen entsprechend abgewertet, sind die Gläubiger in alter Währung entreichert, hat sich das Spiel für die privaten Geldausgeber gelohnt. Vor allem würde damit der US-Staat ebenfalls entschuldet: Seine jetzige Auslandsverschuldung von 5200 Mia. Dollar würde bei 50%er Abwertung nur noch 2600 Mia. Euro-Dollar betragen. Geschädigt werden alle Inhaber von Alt-Dollars, deren Bestände um 50% oder sogar 90% abgewertet werden. Dies gilt insbesondere für die Zentralbanken von China, Japan und Europa mit ihren hohen Dollar-Währungsreserven.
Das Hauptziel der US-Großfinanz ist aber, auf diese Weise eine Weltwährung zu erreichen, über die sie wiederum selbst herrschen. In einem Euro-Dollar-System würde zwangsläufig das der US-Großfinanz gehörende Federal Reserve System eine Mehrheit haben, also die US-Großfinanz dann auch mehrheitlich das neue Währungssystem beherrschen. Dazu auserwählt ist die BIZ (Bank für internationalen Zahlungsausgleich), eine private Organisation, deren Anteile mehrheitlich bereits von der US-Großfinanz heimlich aufgekauft worden sind. Würde also die BIZ neue Zentralbank der Euro-Dollar-Währung, sind zufälligerweise wieder die gleichen Privateigentümer Haupteigentümer dieser neuen Zentralbank, die vorher auch Eigentümer der FED waren. Sie könnten dann das gleiche Spiel freier Geldausgabe nach eigenem Belieben, das sie mit dem Federal Reserve System bisher machen, wieder auf höherer Ebene - und dazu auch noch durch Währungsreform entschuldet - erneut -betreiben. Die bisherige Welt-Geldmengenvermehrung, der große Geldbetrug gehen dann in der Währungsreform unter. Ein neues System würde den alten Tätern wieder eine neue Währung in die Hände spielen und ihnen damit das neue Spiel mit der Weltwährung Euro-Dollar 20 bis 30 weitere Jahre erlauben.
Die US-Großfinanz hätte also auf diesem Wege durch Geldbetrug nicht nur die Sachwerte der Welt bei sich monopolisiert - darunter so existenzwichtige Bereiche wie Saatgut, Nahrungsmittel, Wasser, Energie und Metalle, sondern darüber hinaus wiederum ein Währungsmonopol zur eigenen Bedienung, nach eigenem Belieben geschaffen - eine Geldvermehrungsmaschine wie den Dukatenesel im Märchen. Auch mit Veröffentlichung dieses Geldbetrugssystems wird kein Aufschrei durch die Welt gehen. Man wird dies als «Verschwörungstheorie» oder als «Antiamerikanismus» oder sogar als «Antisemitismus» (Rothschild) abtun oder solche Veröffentlichungen ganz zu verhindern versuchen, denn immerhin gehören der US-Großfinanz auch wesentliche Teile der Print- und Bildschirmmedien überall in der Welt.
Das Spiel zu durchschauen ist aber wichtig für Menschen, die durch dieses Spiel Verluste erleiden könnten. Wer also Finanzvermögen hat, sollte zuhören bzw. lesen. Verlierer bei dem großen Spiel der Finanzoligarchie sind solche Marktteilnehmer in der Welt, welche dem Geld zu viel Vertrauen entgegenbringen, welche immer noch glauben, dass Geld über seine bloße Tauschfunktion hinaus auch noch Wertaufbewahrungsmittel sei. Die laufende Geldentwertung der vergangenen 40 Jahre hat offenbar die Menschen nicht klug gemacht. Sie wird in den nächsten Jahren galoppieren bis zum bitteren Ende, weil sie nämlich ein einseitiger Vorteil der Täter ist. Wer also auf langfristige Werterhaltung seines Vermögens Wert legt, kann nicht in Geldwerten, nicht in Versicherungsverträgen, nicht in Renten und nicht in Bargeld bleiben, er muss in Sachwerte gehen, wie dies die Großfinanz selbst vorgemacht hat.

Strategieziel des Welt-Geldbetruges
Soweit von außen her erkennbar, hat die US-Großfinanz ursprünglich nur das Ziel gehabt, die US-Währung zu beherrschen und damit den US-Markt nach eigenem Willen manipulieren zu können. Diesem Ziel diente das private Zentralbanksystem FED. Als US-Präsident Kennedy ein Gesetz eingebracht hatte, dieses Privatfinanzsystem zu verstaatlichen, starb er eines plötzlichen Todes. Wer immer an diese Privatgeldmöglichkeiten der US-Großfinanz rührte, verlor dabei Vermögen oder Leben. Inzwischen aber sind die strategischen Ziele der US-Großfinanz über die nationale Dimension weit hinausgewachsen. Ihr Ziel ist das globale private Geldsystem, welches sie mit der Vorherrschaft ihres Privatdollars und seiner Durchsetzung als Hauptwährungsreserve überall in der Welt weitgehend erreicht haben und nur noch mit einer Weltwährung - Euro-Dollar - formalisieren müssen.
Wenn wir also einen zweiten Missbrauch des Welt-Geldsystems zugunsten privater Großfinanzgruppen und überhaupt den Missbrauch der Geldmengenwährungen verhindern wollen, muss jede Währung vor jedem öffentlichen oder privaten Missbrauch, vor jeder Deflations- und Inflationsmanipulation gesichert werden. Das ist sicher nicht erreichbar, wenn man die Währung der privaten Großfinanz überlässt. Sie wird die Missbrauchsmöglichkeit wieder nutzen und wieder zum eigenen Vorteil mit Geldmengenvermehrung die Welt betrügen und ausbeuten. Die Erfahrungen haben aber auch gezeigt, dass die meisten Regierungen ihre Währungen ebenso missbrauchen, wenn sie die Möglichkeiten dazu haben, wenn sie also Einflussmöglichkeiten auf die Zentralbank und ihre Geldmengenpolitik haben. Es gilt also, aus den Missbräuchen der öffentlichen Hände und der privaten Großfinanz die Währungen so unabhängig zu machen, dass privater und öffentlicher Missbrauch ausgeschlossen werden.
Sicher ist eine auf Gold basierende Währung nicht so leicht zu manipulieren wie eine blosse Quantitätswährung. Die Probleme jeder auf Gold basierenden Währung liegen aber in der Verfügbarkeit von Gold, nachdem die US-Großfinanz den größten Teil des Weltgoldvorrates in ihre Hände bekommen hat. Sie würde also mit jeder Art einer auf Gold basierenden Währung wiederum Gewinner und Ausbeuter werden können. Bleibt also nur die Lösung einer Quantitätswährung. Diese Quantitätswährung darf aber nicht frei, willkürlich bestimmbar bleiben, sondern muss an dem Neutralgeldziel orientiert werden. Die Geldmenge darf also nicht stärker wachsen als die Gütermenge. Aus dem monetären Sektor dürfen nicht wieder inflatorische oder deflatorische Effekte auf die Währungen und die Weltwirtschaft ausgehen. Dies ist nur mit streng neutralen und so unabhängigen Zentralbanken erreichbar, dass sie gleichsam die «vierte Gewalt» darstellen, nicht in privater Hand liegen und nicht durch Regierungen beeinflusst werden können. Das Urmodell der Deutschen Bundesbank vor ihrer Kastration in die Euro-Bank kam dieser Unabhängigkeit sehr nahe.
Die kommende Währungsreform bietet eine einmalige Chance, die Täter, ihre Währungsmanipulationen und ihre Missbräuche zu brandmarken und damit eine allgemeine öffentliche Zustimmung zu einem weder von der privaten Großfinanz noch von den Regierungen mehr beeinflussbares Zentralbankensystem zu schaffen. Dies wäre eine Jahrhundertchance. Verhindert werden könnte ein unabhängiges Zentralbankensystem vor allem von der Grossfinanz, welche über die ihr schon gehörende BIZ bereits die Weichen für eine neue Übernahme des nächsten Zentralbanken- und Währungssystems gestellt hat. Deshalb tut Aufklärung not, um der Bevölkerung, Wirtschaft und Politik die Gefahr des Monopolkapitalismus nicht nur für die derzeitige Währung, sondern auch für ein neues Währungssystem aufzuzeigen.

von Prof. Dr. Eberhard Hamer, Mittelstandsinstitut Hannover

Freitag, 25. September 2009

Obdachlosigkeit: Kein Schutz, keine eigenen vier Wände

Wohnungslose sind ausgegrenzt, arm, einsam und oft auch krank. Das Leben auf der Straße bedeutet faktisch eine Kürzung der Lebenserwartung. Wohnungslos zu sein heißt, unter ständiger Angst vor Gewalt zu leben. Ein elementares menschliches Grundbedürfnis kann nicht mehr befriedigt werden: Schutz vor schlechtem Wetter, Rückzug, Erholung und Wahrung der Intimsphäre. Wohnungslose Menschen verarmen, weil sie kaum Hilfe erhalten: Seit Hartz IV sind einmalige Leistungen (z.B. für Kleidung) pauschal in die Regelleistung integriert. Mehr Geld für den tatsächlichen Bedarf gibt es nur noch als Darlehen. Zurzeit müssen Wohnungslose mit einem Tagessatz von 11,97 Euro auskommen. Für einfache Kleidung müssen sie sparen.
Arbeitslosigkeit ist eine der Hauptursachen von Wohnungslosigkeit. Mit Hartz IV fallen viele durchs soziale
Netz. Die meisten sind (noch) nicht fähig, eine Arbeit anzunehmen. Sie müssen zunächst durch gezielte Förde- rung dazu befähigt werden. Dazu müssten die Arbeitsmarktinstrumente wieder mit sozialpädagogischen
Hilfen ergänzt werden.
Wohnungslose sind die offensichtlichsten Verlierer des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes, denn seitdem
müssen sie Praxisgebühren und Zuzahlungen für Medikamente selbst aufbringen. Viele können dies nicht,
scheuen den Arztbesuch. Dadurch verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand weiter.
Die Wohnungslosenhilfe trägt durch Beratung und persönliche Betreuung zur Überwindung von besonderen
sozialen Schwierigkeiten und zur Wiedereingliederung der Wohnungslosen in die Gemeinschaft bei. Zu -
nächst werden Grundversorgung und Existenzsicherung gewährleistet. Dazu gehört auch, das Leben auf der Straße möglichst menschenwürdig zu gestalten (Basisdaseinsvorsorge, Leistungen zur Grundversorgung, z. B. Bereitstellen von WC und Dusche). Über die pure Existenzsicherung hinaus trägt die Wohnungslosenhilfe dazu bei, die Wohnungslosen wieder in eine Wohnung, in Arbeit, (Aus-)Bildung und medizinische Versorgung zu vermitteln. Leider gibt es für Angebote wie Tagesstätten, Streetwork etc. keine Regelfinanzierung. Deshalb haben Zuschusskürzungen für kleine Einrichtungen sofort gravierende Folgen. Politische Gremien auf Landes -
ebene wie in den Kommunen müssen immer wieder neu davon überzeugt werden, dass eine angemessene
Finanzierung erforderlich ist.
(Auszug aus: Soziale Manieren für eine bessere Gesellschaft, Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart)

Mittwoch, 23. September 2009

Geschichte der Obdachlosigkeit

Obdachlosigkeit gibt es seit vielen tausend Jahren. Fast alle bekannten Religionen thematisieren sie. Im Mittelalter zogen Bettler umher – nach der christlichen Lehre legitim und ehrenhaft. Arme sollten aufgrund ihres Leides im Diesseits schneller in den Himmel kommen. Reiche Menschen hatten die Möglichkeit zur Sündenvergebung, indem sie den Bedürftigen Almosen gaben. Obdachlosigkeit galt als kein Problem. Sie hatte ihren festen, für das Seelenheil der Reichen auch gebrauchten Platz in der Gesellschaft. Kirchliche Stiftungen, insbesondere die mittelalterliche Caritas organisierten eine Versorgung von Almosen an die Armen. Die sollten im Gegenzug für die Vergebung der Sünden des Spenders beten.

Beginnend in der Reformationszeit führte Wandel der Gesellschaft viele Menschen in Armut und Besitzlosigkeit. Der Dreißigjährige Krieg machte zudem sehr viele obdachlos. Bereits vor dem Ende des Deutschen Reiches wurden erste Regeln im Umgang mit den Armen getroffen, wie nach Prüfung auf Bedürftigkeit ausgehändigte Bettelabzeichen, oder Wanderverbote, die eine Gabe von Almosen an ortsfremde Obdachlose unter Strafe stellten.

Im Absolutismus verabschiedete man sich endgültig von der mittelalterlichen Weise im Umgang mit Obdachlosigkeit und ächtete sie. Evangelische Nützlichkeitsethik und Merkantilismus als Wirtschaftssystem begründeten eine gesellschaftliche Moral, in der sich die menschliche Ehre vor allem auf Leistung, materiellen Verdienst, den eigenen Beitrag zur Finanzierung des Staates bezog. Die hierarchisch geprägte Gesellschaft mit unterschiedlichen Klassen sah Arme ohne Erwerbstätigkeit als Plage und zunehmend auch als Asoziale, die umerzogen werden müssen. Zuchthäuser wurden eingeführt, in denen Vagabunden Zwangsarbeit zur Besserung leisten mussten. Die Zuchthäuser stellten einen Produktivitätsfaktor dar, von dem die Gesellschaft profitierte. Ein Zuchthausaufenthalt endete nach der Willkür des Personals in der Regel nur, um Platz für Nachrücker zu schaffen.

Erst mit der Bauernbefreiung änderte sich die gesellschaftliche Situation der Obdachlosen wieder. In den Zuchthäusern waren nur noch Straftäter. Wanderarbeitsstätten versorgten und beherbergten umherwandernde Obdachlose gegen Arbeit. In den überwiegend kirchlichen Einrichtungen herrschten allerdings kaum gute Arbeitsbedingungen. Immer noch stellten Gesetze die Landstreicherei unter Strafe und schränkten die Möglichkeiten der Umherziehenden dadurch stark ein.

Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Obdachlosigkeit gab es erst in der Weimarer Republik. Ludwig Mayer veröffentlichte eine Studie über einen psychologisch begründeten Wandertrieb und sah Obdachlosigkeit als psychische Krankheit. Tatsächlich führte das dazu, dass wegen Landstreicherei kaum jemand verurteilt wurde, weil Psychologen den Wandertrieb diagnostizierten. Den Irrglauben an so etwas gab es wohl ohne neue wissenschaftliche Erkenntnisse bis in die 1970er Jahre, zwischenzeitlich intensiviert: Man dachte, ein bei Nomadenvölkern besonders häufiges Wandergen verursache eine Erbkrankheit. Wegen des imaginären Relikts von Vorfahren der Menschen als Fluchttiere arbeitete die Obdachlosenhilfe mit völlig falschen Ansätzen und hatte selten Erfolg. Erst seit wenigen Jahrzehnten beforscht man ernsthaft nichtsesshafte Obdachlose.

Seit den 1970er nennen Fachkreise das Wohnungslosigkeit, da sonst vorgetäuscht wird, dass die Personen lediglich mit einem Obdach zu versorgen seien. Öffentliches Obdach wird in der Bundesrepublik jedoch nahezu jedem geboten, der nachfragt (Gesetz zur Sicherheit und Ordnung). Um die besondere Lebenslage aber zu überwinden, soll die Schaffung und Bereitstellung von Wohnraum an erster Stelle stehen.